Attachment Parenting, meine Eltern und ich
Attachment Parenting in Deutschland ...
Manchmal ist es nicht einfach, in Deutschland zu leben. Das merken junge Eltern besonders und auch wir blieben von dieser Erfahrung nicht verschont:
Wir waren schon seit der Geburt unserer ersten Tochter Verfechter von Attachment Parenting (Bedürfnisorientierte Erziehung). Auch, wenn wir den Begriff damals noch gar nicht kannten.
Unseren Einstieg ins Thema bildete, wie für so viele, das Buch “Auf der Suche nach dem verlorenen Glück” (
Amazon). In diesem berichtet die Journalisten Jean Liedloff über ihren Aufenthalt bei den Yequana-Indianern. Sie beobachtet, dass die Art und Weise, wie dieses Volk mit seinen Kindern umgeht, grundlegende Unterschiede zu unserer Zivilisation aufweist. Kinder werden getragen, ihnen wird selbstständiges Handeln zugetraut und es wird auf eine bedürfnisorientierte Erziehung geachtet. Dieses Buch, auch wenn es inzwischen schon etwas in die Jahre gekommen ist, stellt eine faszinierende Reise dar. Es hat unser Leben grundlegend verändert.
Wir wollten so viel umsetzen von den Dingen, die wir erfahren haben. Das Tragen im Tragetuch. Das Abhalten des Kindes. Das Familienbett. Diese Themen, so natürlich sie sich für uns angefühlt haben, waren dennoch Neuland für uns.
So war es auch für unsere Familien, die, nach meiner Einschätzung, diese unsere Herangehensweise leider teilweise als Angriff gewertet haben. Ich denke, heute können wir gemeinsam über manche Gespräche lachen. Wie das Argument, dass ein Kind im Kinderwagen vor “Smog und Lärm geschützt” sei. Dass das ewige Geruckel im Tragetuch doch ein Schleudertrauma beim Kind auslöst.
Wir waren sehr unsicher ...
Es war schwer, als junge Eltern (mit gerade mal 23 Jahren) dagegen zu halten. Wir hatten selbst so viele Fragen. Uns wurde jedoch, so glaube ich, unterstellt, dass wir uns unserer Sache jederzeit sicher wären. Und dass dieses Attachment Parenting nur ein Zeichen unseres Trotzes gegen die ältere Generation sei.
Das mangelnde Vertrauen unserer Eltern gegenüber unserem Weg war eigentlich das Härteste, was es in der Anfangsphase mit unserer lieben Frede zu überstehen galt.
Unsere Familien waren Kinder ihrer Zeit und der Gesellschaft, in der sie groß geworden waren. Themen wie “Grenzen setzen” sind im deutschen Kopf fest verankert. (wie wir jetzt im Wahlkampf sehen, anderes Thema ...)
Kaum jemand weiß, dass es nur deshalb Kinderwägen gibt, weil sich die Adligen seinerzeit zu fein waren, ihre Kinder selbst zu tragen. Es gibt keine medizinischen oder entwicklungsbiologischen Gründe, Kinder ständig irgendwo hinzulegen.
“Aber im Familienbett könnten sich Mama und Papa auf das Kind rollen und es ersticken! Und das schlimmste: Am Ende hängt einem das Balg an der Backe und kann sich nicht lösen! Nicht, dass es mit 15 noch gestillt wird?”
Inzwischen sind fast 8 Jahre ins Land gegangen und auch in Deutschland hat sich viel verändert. Ich sehe sogar frischgebackene Omis mit den Enkeln im Tragetuch herumlaufen. Ich sehe, dass die Supernanny mit ihrer Stillen Treppe aus dem Fernsehen vertrieben ist. Wenn ein Kind schreit, wird die Mutter/der Vater nicht mehr bezichtigt, den Schreihals nicht im Griff zu haben.
Such dir Unterstützung!
Dennoch, Attachment Parenting ist für Viele immer noch Neuland. Ich kann nur raten: Sucht euch Gleichgesinnte. Dafür ist Facebook tatsächlich mal gar keine schlechte Institution. Lest Blogs wie
kindheitinbewegung.net oder
unerzogenleben.com. Zeigt eure Unsicherheit den Menschen, die damit umgehen können. Das dürft ihr auch hier im Brunnen tun! In liebevoller Gemeinschaft lässt sich manche Krise viel besser überstehen.
Und wenn die Fragen und Zweifel im Kopf rumoren, hilft es, sich einmal zu schütteln und euer wunderschönes Kind zu betrachten. Dieses Wunder, das euch geschenkt worden ist. Gemeinsam findet ihr euren GEMEINSAMEN Weg. Davon bin ich überzeugt!
In diesem Sinne,
Shalom!
Euer Mathias
Attachment Parenting, Erziehung
Ähnliche Artikel
Es ist eines dieser Worte, das wie ein Geist durch Instagram weht, auf Mama-Blogs wohnt und zwischen den Zeilen so vieler Partnerschaftskrisen spukt: Mental Load. Du hast es wahrscheinlich schon mal gehört. Vielleicht hast du sogar schon innerlich genickt – oder die Fäuste geballt, wenn jemand so tat, als sei das doch alles halb so
Read More
Viele Männer tun alles, um ihre Partnerin glücklich zu machen. Sie helfen im Alltag, hören zu, bemühen sich um Verständnis. Und doch bleibt oft eine latente Unzufriedenheit im Raum. Vielleicht hat deine Partnerin sogar mal so etwas gesagt wie: „Ich habe das Gefühl, mein Mann könnte auch ganz gut Single sein. Wenn ich von heute
Read More