Vielleicht kennst du das.
Du erzählst deinem Partner etwas, bekommst aber nur ein müdes „Hm“ als Antwort. Oder du seufzt nach einem langen Tag – aber niemand reagiert.
Und plötzlich fühlt sich die Beziehung ein bisschen einsamer an.
Was viele nicht wissen: Genau diese kleinen Momente entscheiden mit hoher Wahrscheinlichkeit darüber, ob eine Beziehung langfristig hält oder nicht. Die Forschung des Beziehungswissenschaftlers John Gottman zeigt: Es sind nicht große Streitigkeiten, die eine Partnerschaft zerstören, sondern das Fehlen von positiven Reaktionen auf sogenannte „Signale der Verbundenheit“.
Gottman konnte vorhersagen, ob Paare zusammenbleiben oder sich trennen – mit einer Genauigkeit von bis zu 94 %.
Der Schlüssel?
Wie Partner auf die kleinen Signale des anderen reagieren.
Was sind „Signale der Verbundenheit“?
Es sind die kleinen Versuche, Kontakt zum Partner aufzunehmen. Worte. Gesten. Blickkontakt.
Sie sind oft subtil, aber entscheidend für das emotionale Band zwischen zwei Menschen.
Ein beiläufiger Kommentar über den schönen Sonnenuntergang.
Eine kurze Frage nach dem Tag des anderen.
Ein Seufzen nach einem anstrengenden Tag.
All das sind Signale.
Jede dieser Handlungen enthält die unausgesprochene Bitte um Aufmerksamkeit und Reaktion.
Drei Arten zu reagieren
John Gottman beschreibt drei mögliche Arten, auf solche Signale zu reagieren.
Die beste Variante ist die Zuwendung.
Der Partner geht auf das Signal des anderen ein. Zeigt Interesse. Hört zu. Reagiert mit einer kleinen Geste, einem Wort, einem Blick.
Dann gibt es die Abwendung.
Das Signal wird ignoriert. Bewusst oder unbewusst.
Und schließlich die Abkehr.
Hier wird das Signal nicht nur nicht erwidert, sondern aktiv abgelehnt oder gar genervt darauf reagiert.
In glücklichen Beziehungen wenden sich die Partner in 86 % der Fälle einander zu.
In unglücklichen nur in 33 % der Fälle oder weniger.
Wer wiederholt ignoriert oder zurückgewiesen wird, fühlt sich mit der Zeit emotional ausgeschlossen.
Und genau da beginnt eine Beziehung unbemerkt zu bröckeln.
Warum reagieren wir so unterschiedlich?
Hier kommt die emotionsfokussierte Therapie (EFT) ins Spiel.
Unsere Bindungsmuster beeinflussen, ob wir Signale senden – und wie wir auf die unseres Partners reagieren.
Es gibt zwei typische Reaktionsmuster.
Der Verfolger-Typ.
Er sucht oft Kontakt. Stellt Fragen.
„Wie war dein Tag?“
„Was denkst du gerade?“
Er braucht Rückversicherung. Will gesehen werden. Wird frustriert, wenn keine Reaktion kommt.
Dann gibt es den Rückzügler-Typ.
Er sendet selten bewusst Signale.
Braucht Ruhe.
Fühlt sich von vielen Annäherungsversuchen schnell überfordert.
Reagiert in emotional herausfordernden Situationen oft mit Schweigen oder Rückzug.
Und was passiert, wenn Verfolger und Rückzügler aufeinandertreffen?
Der eine sucht immer mehr Kontakt.
Der andere zieht sich immer weiter zurück.
Beide fühlen sich unverstanden.
Das ist der klassische Beziehungskonflikt.
Wie ihr die Verbindung stärkt
1. Erkenne die Signale
Oft sind sie versteckt.
Ein genervtes Seufzen kann bedeuten: „Kannst du mich bitte wahrnehmen?“
Ein beiläufiges „Ich bin müde“ kann ein Ruf nach Nähe sein.
Achte auf die kleinen Versuche deines Partners, Kontakt aufzunehmen. Und ignoriere sie nicht.
Es geht darum, sich gegenseitig wahrzunehmen.
Nicht nur die offensichtlichen Worte, sondern auch die unausgesprochenen Signale.
Doch genauso wichtig ist es, eigene Bedürfnisse klar auszusprechen, anstatt darauf zu hoffen, dass der Partner sie errät.
Wenn du Zuwendung brauchst, sag es.
Wenn du Unterstützung möchtest, bitte darum.
Missverständnisse entstehen oft dadurch, dass Erwartungen unausgesprochen bleiben.
2. Reagiere bewusst
Auch Kleinigkeiten zählen.
Ein kurzer Blick. Ein Lächeln. Eine Berührung.
Ein einfaches „Ich höre dir zu“ kann eine Verbindung aufrechterhalten.
Zeige deinem Partner, dass er nicht unsichtbar ist.
3. Sprecht darüber
Manchmal hilft es, das Thema bewusst anzusprechen.
„Hast du das Gefühl, dass ich deine Signale oft bemerke?“
Wenn nicht, fangt an, darauf zu achten.
4. Eine praktische Übung: Das 5-Minuten-Check-in
Eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Übung ist das 5-Minuten-Check-in. Es geht darum, sich jeden Tag bewusst einen Moment zu nehmen, um sich gegenseitig zuzuhören – ohne Ablenkungen, ohne Unterbrechungen.
Setzt euch zusammen, vielleicht nach dem Abendessen oder vor dem Schlafengehen, und stellt euch gegenseitig drei Fragen:
Wie war dein Tag wirklich?
Keine oberflächlichen Antworten wie „Gut“ oder „Stressig“, sondern echte Einblicke. Was hat dich beschäftigt? Was hat dich gefreut oder belastet?
Gab es heute Momente, in denen du dich von mir gesehen oder übersehen gefühlt hast?
Dies hilft, kleine Missverständnisse direkt anzusprechen, bevor sie sich aufstauen.
Was kann ich morgen tun, um dich zu unterstützen oder dir ein gutes Gefühl zu geben?
Eine kleine Geste, eine Aufmerksamkeit – oft sind es die kleinen Dinge, die eine Beziehung lebendig halten.
Dieses kurze tägliche Ritual schafft einen sicheren Raum für Austausch und stärkt das Gefühl, füreinander da zu sein. Wer regelmäßig auf diese Weise in die Beziehung investiert, wird feststellen, dass sich die emotionale Verbindung vertieft und die Kommunikation natürlicher wird.