August 25

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Ist ein Leben ohne Beziehung besser?

Ist ein Leben ohne Beziehung besser? Ganz ehrlich, wir wissen doch, wie es ist.

Wir wissen, wie es ist, müde und ausgepowert zu sein. Wir wissen, wie es ist, wenn bei jeder Sache, die zu klären ist, nebenbei die Kinder betreut werden müssen. Wir wissen, wie es ist, wenn alles ständig funktionieren muss und nie Zeit da ist. Und dann soll man auch noch in den Partner seine Kraft reinschaufeln.

Wir wissen, wie anstrengend es ist, neben all dem Chaos, das zu managen ist, auch noch den Kontakt zum inneren Kind aufrecht zu halten, und es verhält sich wie die realen Kinder – stellt sich quer, „bockt“, wenn wir es gerade am dringendsten brauchen, dass es einfach mal läuft.

Und dann soll man auch noch sich selbst lieben. Wo war da gleich nochmal der Vorteil? Wenn es doch alles viel leichter und effizienter läuft, wenn ich die innere Kinderzimmertür einfach zu mache und das Radio an? Wenn ich die Schuld für den ganzen Sch… ganz eindeutig bei meinem Partner sehe? Wenn ich einfach weiter machen kann wie bisher und auf die entspannten Phasen hoffe, mir noch ein Glas Rotwein einschenke, damit es feierlicher ist?

Wie war der Vorteil noch gleich, anzufangen, mich für mich und meine Beziehung zu den Menschen, die ich liebe, zu entscheiden? Der Vorteil war, dass sich wirklich etwas ändert und dass das Warten darauf ein Ende hat.

Beziehung ist Leben! Was?

Es ist Zeit für ein Umdenken. Lasst uns Beziehung neu denken. Lasst uns doch mal davon ausgehen, dass Beziehung nicht Teil des Lebens ist, sondern dass Beziehung Leben ist. Lasst uns davon ausgehen, dass nichts vorhersehbar ist.

Lasst uns in unsere Beziehungen investieren, ja. Aber nicht, damit die Beziehung besser wird. Die Beziehung IST bereits gut. Die Beziehung ist nicht das Ziel. Die Beziehung ist der Weg. Lasst uns unseren Beziehungen zuhören. Lasst uns ihnen vertrauen.

Jede einzelne Beziehung, die wir Menschen haben, führt uns zur Beziehung zu uns selbst, IST bereits Beziehung zu uns selbst. Menschsein heißt Beziehung sein. Was kann es also wichtigeres geben?

Hören wir unseren Beziehungen zu statt sie zu verplanen und zu instrumentalisieren. Beziehung ist ergebnisoffen. Ist sie es nicht, beziehst du dich nicht, sondern instrumentalisierst du, um dich nicht beziehen zu müssen. Beziehung erkennst du daran, dass sie dich verändert und dass sie früher oder später gut tut. Sie ist das Gegenteil der Instrumentalisierung.

Beziehung geht MIT dem Fluss, nicht gegen ihn

Ein Leben ohne Beziehung geht nicht.

Beziehung ist ein innerer Vorgang, kein äußerer. Beziehst du dich, dann liebst du. Und liebst du, dann findest du dein Glück.

Wenn wir von Beziehung sprechen, kommen wir um Veränderung nicht umhin. Das gilt auch in der Umkehrung. Wenn wir Veränderung wollen, kommen wir nicht an Beziehung vorbei. Was willst du? Veränderung? Dann beziehe dich. Wie das geht? Öffne das innere Kinderzimmer. Alles, was diesen Raum betreten darf, wird zur Beziehung. Alles, was du da nicht hinein lässt, ist keine Beziehung, sondern Instrumentalisierung. Warum?

Der fehlende Kontakt zu deinem inneren Kind, ist, wie man sagen könnte, entgegen deiner Natur. Menschliches Leben drängt immer zum Kontakt hin. Kontakt ist unsere Natur. Die Kinderzimmertür in dir zu zu halten, verbraucht einen Energieaufwand entgegen dem natürlichen Fluss. Und was tun wir, um die Energie für diesen Stau aufzubringen? Paradoxerweise tun wir das, was unsere Natur ist. Wir nutzen den Kontakt dazu. Wir nutzen den Kontakt zu unseren Mitmenschen, um den Schmerz über den fehlenden Kontakt nicht fühlen zu müssen.

Kontakt zu nutzen um Schmerz über fehlenden Kontakt auszugleichen, das ist Instrumentalisierung. Und wenn das Ziel der Instrumentalisierung ausbleibt, findet erneute Instrumentalisierung statt. Das fatale ist nur: das Ziel der Instrumentalisierung wird nicht erreicht. Nie. Es ist eine Utopie. Instrumentalisierung outet sich hiermit als Abwärtsspirale. Das ist es, was uns so leer fühlen lässt.

Wie war das jetzt mit der Beziehung? Ist sie das Gegenteil? Ja. Beziehung ist das Gegenteil. Aufwärtsspirale. Das ist der Vorteil.

Beziehung ist Veränderung

Mach es auf, dein inneres Kinderzimmer. Lass mal Licht rein und Luft. Schau dass Kind darin an und frag dich nur ein einziges Mal selbst: was ist wichtiger als dieses Kind? Wem sollte ich mehr zuhören als diesem Kind?

Falls deine Antwort „nichts“ ist und „niemandem“, dann beginne, es einzubeziehen. Überall am besten. Und wenn das nicht gleich gelingt, dann so oft es geht. Was das mit Beziehung zu tun hat? Das IST Beziehung. Was das verändern soll? Das IST Veränderung.

Und nein. Nicht die Veränderung, die du planst. Du weißt ja jetzt, warum nicht.

Trotzdem sei dir in Aussicht gestellt: Beziehung geht MIT dem Fluss, nicht gegen ihn. Mit dem Fluss, der in DEINE Richtung fließt. Mit dem Fluss, der momentan mit Anstrengung umgeleitet und gestaut wird. Das ist der Vorteil.

Beziehung fließt. Manchmal fließt sie ziemlich stark. Reißt Denkmuster und Gewohnheiten ein. Manchmal tut das ganz schön weh und macht ganz schön Angst. Manchmal hast du das Gefühl, alles zu verlieren oder alles löst sich auf. Aber das hat Veränderung so an sich. Dass du loslässt, verlierst oder sich etwas auflöst. Das ist es aber ja auch, das du willst, wenn du Veränderung willst.

Wir möchten nicht sagen, es wird leichter oder effizienter. Aber vielleicht beginnst du dich zu fragen, WAS in deinem Leben eigentlich leicht und effizient sein soll und WARUM es eigentlich leicht und effizient sein soll. Und dann… Mal sehen was dann passiert.


Stichworte

Beziehung, Inneres Kind


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  • Hallo Mathias, besten Dank für diesen Text. Mir gefällt so gut die Ansprache der inneren Kindes. Lustig, dass es doch immer wieder bei Beziehungsthemen dazu führt – den Kontakt mit sich selbst aufzunehmen. Einen schönen Tag dir.

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